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Ich gehe zuweilen in acht Tagen nicht aus dem Hause und lebe sehr

vergnügt, ein ebenso langer Hausarrest auf Befehl würde mich in eine Krankheit werfen. Wo Freiheit zu denken ist, da bewegt man sich mit einer Leichtigkeit in seinem Zirkel, wo Gedankenzwang ist, da kommen auch die erlaubten mit einer scheuen Miene hervor.
Georg Christoph Lichtenberg

Bedauern

Ich sag's zu meinem größten Bedauern,
man wird im Leben entweder verbittern oder versauern.
Für die Süße mußt du schon selber sorgen,
ob du kaufen, mieten willst, oder borgen.

Drum besorge dir, mein lieber Sohn,
ob nun für Gottes oder deinen Lohn,
dir deshalb bald oder geschwind,
ein ganz besonders süßes Kind.

Doch sag ich dir, mit größtem Bedauern,
daß dabei schon wieder Gefahren lauern.
Sei's, daß sie begehrt, von anderen Strolchen,
oder sich umschaut nach eben solchen.

Oder, und das trifft selbst bei aller Treue ein,
sie wird, das wird des Lebens Lauf sein,
auch nicht mehr jünger, sondern nur älter
und ihre Liebe zu dir, nur noch kälter.

Drum wirst du zum Schluß, mit großem Bedauern,
nun doch noch verbittern oder versauern.
Doch dazwischen, und das ist selten hienieden,
sein dir wenigstens paar schöne Stunden beschieden.

Bis du ins Grab sinkst, mußt du viel leiden,
du kannst es und wirst es auch nie ganz vermeiden.
Denn man hat's nur in Scheiben, ganz selten am Stück,
das, was am wichtigsten im Leben: das Glück.
© Erhard Blanck

Gemeoss

Halt inne und bedenke! Das Leben ist nur ein Tag; ein zerbrechlicher Tautropfen

auf seinem gefährlichen Weg aus dem Baumwipfel. John Keats Spieler haben vor klugen Leuten den Vortritt, denn sie genießen die Ehre, den Reichtum zu vertreten. Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues Es gab eine Zeit, da wirkte die Welt auf die Bücher, aber jetzt wirken die Bücher auf die Welt. Joseph Joubert Nicht deine Leistung hat die Welt Zur Hochachtung bewogen, Ihr imponiert nur der Gewinn, den du daraus gezogen. Verfasser unbekannt Vorüber Ich legte mich unter den Lindenbaum, In dem die Nachtigall schlug; Sie sang mich in den süßesten Traum, Der währte auch lange genug. Denn nun ich erwache, nun ist sie fort, Und welk bedeckt mich das Laub; Doch leider noch nicht, wie am dunklern Ort, Verglühte Asche der Staub. Christian Friedrich Hebbel Man verzeiht die Untreue, aber man vergißt sie nicht. Marie-Madeleine Pioche de La Vergne, Comtesse de La Fayette Phrase wird, was über den Rand hängt. Richard von Schaukal Wer die Brücken hinter sich abbricht,...

Die Ungleichheit ist die Quelle aller Revolutionen; denn die Ungleichheit kann durch nichts

erträglich gemacht werden. Aristoteles Wenn du wissen willst, was niemand weiß, dann lies, was jeder liest – nur ein Jahr später. Ralph Waldo Emerson Das Ideal der lockeren Bindungen entspricht dem der fettarmen Quarkspeise. Man will den Geschmack, aber nicht das Gewicht. © Dr. Michael Rumpf Das hohe Ego ist der Arbeitsplatz »Gottes« im Menschen, die Bühne des Erwachens und erleuchteten Verstehens. Es ist das Persönlichkeitsorgan des Universums im Körper. Das kleine Ego dagegen ist der Pate der Selbstsucht und Namensgeber des Egoismus, ein Tropfen, der das Meer vergessen hat und sich stets im Verdrängungskrieg mit seinesgleichen wähnt. Leben ist ihm nur als Überleben faßbar. © Peter Horton Es hat einmal ein Tor gesagt, Daß der Mensch zum Leiden geboren worden; Seitdem ist dies – Gott sei's geklagt! – Der Spruch aller gläubigen Toren worden. Und weil die Menge aus Toren besteht, Ist die Lust im Lande verschworen worden, Es ist der Blick des Volkes kurz Und lang ...

Wer ist blind? Der eine andere Welt nicht sehen kann. Wer ist stumm?

Der zur rechten Zeit nichts Liebes sagen kann. Wer ist arm? Der von allzu heftigem Verlangen Gequälte. Wer ist reich? Dessen Herz zufrieden ist. Aus Indien Die Ehe hat vermutlich von allen Institutionen der Welt die dürftigste Propaganda; aber ihr Umsatz ist kaum zu überbieten. Unbekannt Was ist des Menschen Klugheit, wenn sie nicht Auf jener Willen droben achtend lauscht? Johann Wolfgang von Goethe Wer meint, reif zu sein, gebe acht, daß er nicht schon bald zu faulen anfängt. © Walter Ludin In einem Labyrinth brauchst du viele Versuche, um den richtigen Weg zu finden. © Bernd Mai Wer hätte solches nicht in früher Kindheit zu hören bekommen: "Nun aber ab in die Falle!" Das Wesen der Falle aber ist es, dass man in ihr gefangen ist und sich nicht befreien kann. Nicht verwunderlich, dass Kinder nicht ins Bett gehen wollen. © Sven Eisenberger

Den Mann nenne ich groß, der viel gedacht und gelesen und erfahren hat

und der alles, was er gedacht, gelesen und erfahren hat, bei jeder Sache die er unternimmt also auch bei jedem Buch das er schreibt vereint zum besten Zweck anzuwenden weiß, alles so anschaulich darzustellen, daß jeder sehen muß, was er selbst gesehen hat. Georg Christoph Lichtenberg Stilles Glück Abends, wenn die Kinder mein Mit der Mutter beten, Pfleg' ich an ihr Kämmerlein Still heranzutreten. Leise lausch' ich an der Thür Ihrem Wort von ferne; Ob sich's gleiche für und für, Hör' ich es doch gerne. Und wenn Alles nachgelallt Mägdlein und Bube, Wenn das Amen leis' verhallt, Tret' ich in die Stube. Wenn sie dann so lieb und warm Gute Nacht mir nicken, Mit dem weichen Kindesarm Mich zum Kuß umstricken – O dann muß im Kämmerlein Wohl mein Herz sich regen: Linde strömt es auf mich ein Wie ein Abendsegen. Adolf Schults

Die Natur will, daß die Kinder, ehe sie Männer werden, Kinder sein sollen.

Wenn wir diese Ordnung umkehren wollen, so bringen wir vorzeitige Früchte hervor, denen es an der gehörigen Reife wie am rechten Geschmack fehlt und in kurzem verderben. Jean-Jacques Rousseau Sie saßen und tranken am Teetisch, Und sprachen von Liebe viel. Die Herren die waren ästhetisch, Die Damen von zartem Gefühl. Die Liebe muß sein platonisch, Der dürre Hofrat sprach. Die Hofrätin lächelt ironisch, Und dennoch seufzen sie: Ach! Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe sei nicht zu roh, Sie schadet sonst der Gesundheit. Das Fräulein lispelt: So? Die Gräfin spricht wehmütig: Die Liebe ist eine Passion! Und präsentiert gütig Die Tasse dem Herrn Baron. Am Tische war noch ein Plätzchen; Mein Liebchen, da hast du gefehlt. Du hättest so hübsch, mein Schätzchen, Von deiner Liebe erzählt. Heinrich Heine

Genialität und Wahnsinn liegen so dicht beieinander, so daß man manchmal die Originalität

nicht erkennt! © Sabine Rausch Wenn in einer Seele eine sittlich nötige Eigenschaft fehlt, oder ihr durch Umstände entzogen ist, entwickelt sich nichts Ganzes und Gerechtes. Berthold Auerbach Selbstlosigkeit ist von Dauer. Alles andere zerbricht. Was so gemeinhin als »Liebe« durchgeht eingeschlossen. © Peter Rudl Vor allem wegen der Seele ist es nötig, den Körper zu üben, und gerade das ist es, was unsere Klugschwätzer nicht einsehen wollen. Jean-Jacques Rousseau Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück; sie werden durch dieselben Gemütsbewegungen betroffen wie wir. Charles Darwin Mittleren Alters zu sein heißt nicht, zur Mittelmäßigkeit verdammt zu sein. © Pavel Kosorin Der Mensch sucht sich keinen, er trampelt sich einen Platz im Leben. © Martin Gerhard Reisenberg Um erkennen zu können, ob ein Gedanke neu ist, muß man ihn zuerst in einer klaren Formulierung vor sich haben. Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues Verleumdung i...

Sagt der Theologe zum Philosophen: Philosophie ist, wenn jemand in einem absolut dunklen

Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist. Erwidert der Philosoph: Aber Theologie ist, wenn jemand in einem absolut dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist, und dann ruft: "Ich hab sie!" Unbekannt Abendlied Ringsum nun wird es stille, Indeß der Tag versinkt, Und froh im Gras die Grille Den Thau der Dämmrung trinkt. Aufsteigt die Nacht im Westen, Sie athmet hörbar kaum Und wiegt von Ast zu Aesten Den Wald in Schlag und Traum. Den Vögeln wie sie brüten, Drückt sie die Augen zu Und lullt im Thal die Blüten, Die Aehren all' in Ruh'. Komm, Mutter Nacht, und lege Die Hand aufs Herz mir mild, Daß sie die wilden Schläge Dem Ruhelosen stillt! Adolf Friedrich Graf von Schack

Wem es nicht ein Bedürfnis geworden ist, glücklich zu

sein, der wird es niemals werden. Karl Ferdinand Gutzkow Die Namen Ich fragte meine Schöne: Wie soll mein Lied dich nennen? Soll dich als Dorimene, Als Galathee, als Chloris, Als Lesbia, als Doris Die Welt der Enkel kennen? Ach! Namen sind nur Töne: Sprach meine holde Schöne. Wähl' selbst. Du kannst mich Doris Und Galathee und Chloris Und – wie du willst, mich nennen; Nur nenne mich die Deine. Gotthold Ephraim Lessing Der Mensch wächst am dosierten Widerstand; ohne Widerstand gibt es kein Wachstum. © Alfred Selacher Wenn wir keine andere Wahl haben, dann müssen wir uns wählbar machen. © Hassan Mohsen Wem das Herz am rechten Fleck sitzt, der muss es nicht unbedingt auf der Zunge tragen. © Ursula Schachschneider Ignoranz und Arroganz tanzen den gleichen Tanz. © Paul Mommertz Man muß Hoffnung schenken an Gott. Charles Pierre Péguy Das Leben ist ein Pfänderspiel. © Peter Rudl In tiefer Liebe aus kranker gesunden. © Manfred Hinrich Die Gewohn...

Hören Sie sich alles an, alle Ratschläge und Kritiken,

aber tun Sie dann, was Sie selber für richtig halten. Maxim Gorkij Nicht jedem kranken Körper humpelt ein gesunder Geist hinterher © Andreas Egert Liebe bedeutet, das Leben nicht zu teilen, sondern zu verdoppeln. © Christian Harlander Nur Sklaven Christi sind wirklich frei. © Detlev Fleischhammel Alles sehen, vieles vorbeigehen lassen, weniges anmahnen! © Johannes XXIII. Der Mühlstein mag entzweibrechen, doch der Fluß strebt weiterhin dem Meere zu. Khalil Gibran Einen Verlust einzustecken ist leichter, als eine Aufgabe zu verlieren. Sprichwort Der Gesunde ist unwissend reich. Sprichwort Vernunft verhält sich zum Verstande wie ein Kochbuch zu einer Pastete. Carl Ludwig Börne Wenn der mächtige Löwe altert, lauert er am Mauseloch. Von den Mongolen

So war es nie im deutschen Land,Mißachtet sind die Alten von den Jungen,Nun,

spottet, spottet nur der Alten! Das Gleiche wird euch aufbehalten, Einst, wenn auch euch die Jugend schwand, Wie ihr nun tut, so tun euch einst die Jungen! Das ist mir, mir ist mehr bekannt. Walther von der Vogelweide Schönheit ist wie die Superzahl im Lotto – Sie bringt nichts, wenn der Rest fehlt. © Max Bringmann Der Nationalismus, das ist die Liebe, die mich mit den Dummköpfen meines Landes verbindet, mit den Beleidigern meiner Sitten, und mit den Schändern meiner Sprache. Karl Kraus ICH + ICH = schizophren, © Martin Schäferling Wenn Brüder einander nützlich wären, dann hätte sich auch der Herrgott einen Bruder erschaffen. Assyrisches Sprichwort