Venedig zieht mich an, ja es hat mich mein ganzes früheres Leben und Treiben vergessen lassen, so daß ich mich in einer Gegenwart ohne Vergangenheit befinde.
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Am Gletschersee
Hoffnung, bist du wahr geworden,
Nordlandsfahrt durch Eis und Schnee?
Zwischen schwarzen Felsenborden
Ruht geheimnisvoll der See.
Aus des Gletschers blauen Toren
Treiben Schollen leis im Wind,
Weiße Segel, traumverloren,
Die der Geister Fahrzeug sind.
Um sie schwebt die dunkle Runde
Altgeschehner Freveltat,
Totenvolk schläft in der Runde,
Voller Seelen ist der Grat;
Jedes Weben, jedes Blühen,
Selbst der Alpenrosen Glut
Und das Edelweiß der Flühen
Wurzelt in vergoßnem Blut.
Was jedoch die Sage kündigt
Alten Streits und rauher Schlacht,
Das verträumte Blühn entsündigt
Fels und Flut mit seiner Pracht.
Frühlingstraum weltabgeschieden
Wandelt um den stillen See,
Und ein selig tiefer Frieden
Lächelt über Eis und Schnee.
Gemsen nahn aus Felsverstecken:
Wie das Alttier forscht und äugt
Und beim Trunk am Gletscherbecken
Mütterlich das Junge säugt! —
Heil'ge Welt! dir laß mich lauschen,
In den Frieden schließ mich ein!
Deinem Schweigen, deinem Rauschen
Möcht' ich Hirt und Hüter sein!
© Jakob Christoph Heer
August Graf von Platen Hallermund (Hallermünde)
Am Gletschersee
Hoffnung, bist du wahr geworden,
Nordlandsfahrt durch Eis und Schnee?
Zwischen schwarzen Felsenborden
Ruht geheimnisvoll der See.
Aus des Gletschers blauen Toren
Treiben Schollen leis im Wind,
Weiße Segel, traumverloren,
Die der Geister Fahrzeug sind.
Um sie schwebt die dunkle Runde
Altgeschehner Freveltat,
Totenvolk schläft in der Runde,
Voller Seelen ist der Grat;
Jedes Weben, jedes Blühen,
Selbst der Alpenrosen Glut
Und das Edelweiß der Flühen
Wurzelt in vergoßnem Blut.
Was jedoch die Sage kündigt
Alten Streits und rauher Schlacht,
Das verträumte Blühn entsündigt
Fels und Flut mit seiner Pracht.
Frühlingstraum weltabgeschieden
Wandelt um den stillen See,
Und ein selig tiefer Frieden
Lächelt über Eis und Schnee.
Gemsen nahn aus Felsverstecken:
Wie das Alttier forscht und äugt
Und beim Trunk am Gletscherbecken
Mütterlich das Junge säugt! —
Heil'ge Welt! dir laß mich lauschen,
In den Frieden schließ mich ein!
Deinem Schweigen, deinem Rauschen
Möcht' ich Hirt und Hüter sein!
© Jakob Christoph Heer