Im Gegenteil, die wahre, die furchtbare Liebe gehört zu den größten Seltenheiten, und ihre Helden sind an den Fingern herzuzählen wie überhaupt alle Helden.
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Ist der Irrtum eines Richters ein schrecklicheres Unglück als der Sturz eines Postwagens in den Abgrund oder die Explosion einer Maschine? Die Schuldigsprechung eines Unschuldigen entspricht ganz folgerichtig der Mangelhaftigkeit unseres Gerechtigkeitsapparates, sowie der Sturz des Dachdeckers vom Dache sich als eine Folge des Umstandes darstellt, daß die Menschen unter Dächern wohnen. Der Tod eines unschuldig Verurteilten ist doch nur ein persönliches Unglück, die Freisprechung eines Schuldigen bedroht das allgemeine Wohl. Das Verbrechen lauert horchend an der Türe des Gerichtssaals , studiert die Auslegung des Gesetzes und erspäht jede Lücke, welche ihm eure Nachsicht offen läßt, zu seinem Vorteil. Ein Richter, der in der Furcht, einen Unschuldigen zu verurteilen, zehn Schuldige freispräche würde töricht handeln; besser zehn Unschuldige verurteilen als einen einzigen Schuldigen laufen lassen.
Claude Tillier
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Ist der Irrtum eines Richters ein schrecklicheres Unglück als der Sturz eines Postwagens in den Abgrund oder die Explosion einer Maschine? Die Schuldigsprechung eines Unschuldigen entspricht ganz folgerichtig der Mangelhaftigkeit unseres Gerechtigkeitsapparates, sowie der Sturz des Dachdeckers vom Dache sich als eine Folge des Umstandes darstellt, daß die Menschen unter Dächern wohnen. Der Tod eines unschuldig Verurteilten ist doch nur ein persönliches Unglück, die Freisprechung eines Schuldigen bedroht das allgemeine Wohl. Das Verbrechen lauert horchend an der Türe des Gerichtssaals , studiert die Auslegung des Gesetzes und erspäht jede Lücke, welche ihm eure Nachsicht offen läßt, zu seinem Vorteil. Ein Richter, der in der Furcht, einen Unschuldigen zu verurteilen, zehn Schuldige freispräche würde töricht handeln; besser zehn Unschuldige verurteilen als einen einzigen Schuldigen laufen lassen.
Claude Tillier