gestorben ist, sind nicht mehr im Stande auch nur ein Blättchen der Wunderblume hervorzutreiben, die sich freiwillig erschließen muß, um Himmel und Erde mit ihrem Dufte zu erfüllen.
Ernst von Wildenbruch
Frau Arbeit
Wie heißt die schönste Frau fürwahr,
Seit Männer Frauen lieben,
Die oft schon Weib, schon Wittib war
Und dennoch jung geblieben?
Die Wange ward so sonnenbraun,
Ihr Blick ist klug und stille;
Es bleibt, was ihre Augen schaun,
Und Segen zeugt ihr Wille.
Die Hände dieser Zaub'rin sind
Nicht seiden, wie bei Kranken;
Doch ihre Füße so geschwind
Wie gute, klare Gedanken.
Sie küßt den Burschen: ihn durchdringt
Die Vollkraft jungen Lebens;
Er singt am Erntetag und schwingt
Die Sichel nicht vergebens.
In ihrem Schoß, an ihrer Brust
Ist Wachsen und ist Werden;
Sie nährt in hoher Mutterlust
Die Zukunft unsrer Erden.
Viel Männern schuf ein Paradies
Des edlen Weibes Treue,
Und mancher, der es doch verließ,
Verdarb in Scham und Reue.
Doch wer voll Liebe sie umschloß,
Für sie, thut's not, ein Streiter,
Er lebt unsterblich; denn ihr Sproß
Trägt seine Züge weiter.
Sie hat ein sanftes Schwesterlein,
Das löst ihr spät die Schuhe:
Und die Frau Arbeit schlummert ein
Beim Nachtgesang der Ruhe.
Georg (Karl Friedrich Theodor Ludwig) Baron von Örtzen
Ernst von Wildenbruch
Frau Arbeit
Wie heißt die schönste Frau fürwahr,
Seit Männer Frauen lieben,
Die oft schon Weib, schon Wittib war
Und dennoch jung geblieben?
Die Wange ward so sonnenbraun,
Ihr Blick ist klug und stille;
Es bleibt, was ihre Augen schaun,
Und Segen zeugt ihr Wille.
Die Hände dieser Zaub'rin sind
Nicht seiden, wie bei Kranken;
Doch ihre Füße so geschwind
Wie gute, klare Gedanken.
Sie küßt den Burschen: ihn durchdringt
Die Vollkraft jungen Lebens;
Er singt am Erntetag und schwingt
Die Sichel nicht vergebens.
In ihrem Schoß, an ihrer Brust
Ist Wachsen und ist Werden;
Sie nährt in hoher Mutterlust
Die Zukunft unsrer Erden.
Viel Männern schuf ein Paradies
Des edlen Weibes Treue,
Und mancher, der es doch verließ,
Verdarb in Scham und Reue.
Doch wer voll Liebe sie umschloß,
Für sie, thut's not, ein Streiter,
Er lebt unsterblich; denn ihr Sproß
Trägt seine Züge weiter.
Sie hat ein sanftes Schwesterlein,
Das löst ihr spät die Schuhe:
Und die Frau Arbeit schlummert ein
Beim Nachtgesang der Ruhe.
Georg (Karl Friedrich Theodor Ludwig) Baron von Örtzen