Weiss (auch: Weiß)
Was Richterstuhl und Polizei für den Bürger, muß die öffentliche Meinung für Regenten und ihre Minister werden.
Karl Julius Weber
Mei Budel
Mei Budel is ä kluges Dier,
Schdets folgsam und gelehrig;
Die Klugheet zwar verdankt er mir,
Ich drasch ihn ganz geherig.
Da neilich gingk'ch zu meiner Freid'
Mit meinem Hund schbazieren,
Als ich, 's war bald Ab'ndbrotzeit,
Schon Hunger dhat verschbieren.
Nach Hause wollt' mer schleinigst gehn,
Da blieb mit eenem Male
Mei Budel vor ä Laden schdehn
Voll Worscht und Raicheraale.
Ich träte ins Geschäft hinein
Und koofe was zu essen;
Mei Budel setzt sich in de Dhier
Un lauert unterdessen.
Da seitwärts in der Dhiere schdeht
Ä Korb mit frischen Hummer;
Lebendig war'n se, groß und schwer,
Drei Pfund so jede Nummer.
Mei Budel guckt in'n Korb hinein,
Betrachtet das Gewühle,
Dreht dann dem Korb den Ricken zu,
Verachtung im Gefühle.
Weil das für ihn ke Futter war,
Da war er ernstlich beese -
M'r fittert och de Budels nich
Mit Hummermajonnaise!
Jedoch, mit emal kam sei Schwanz
So ibern Korb zu hängen,
Da fiehlt so'n großes Hummervieh
Heimdick'scherweis ä Drängen.
Mit seiner Schere klemmt er sich
An'n Schwanz von meinem Keter;
Der bellt, als wär' der Deiwel los
Un heilte Mord und Zeter.
Erscht dreht er sich im Kreise rum,
Als ibt' er sich im Danze,
Dann schdärmte er de Schdraße lang,
Den Hummer an dem Schwanze.
Ich denk' im schdillen: loof nur zu,
Der Hummer soll mir schmecken!
Da stärzt der Koofmann schnell hervor,
Ganz bleich un voller Schrecken.
"Mei scheenster Hummer is mir weg!"
Dent's laut aus seinem Munde.
"Bezahlen Sie ihn auf dem Fleck,
Oder pfeifen Sie Ihrem Hunde!"
Ich sage: "Nee, fällt mir nich ein,
Mir macht das keenen Kummer;
Wenn Sie nicht einverschdanden sein,
Pfeifen Sie doch Ihrem Hummer!"
© Carl Bauermann
Was Richterstuhl und Polizei für den Bürger, muß die öffentliche Meinung für Regenten und ihre Minister werden.
Karl Julius Weber
Mei Budel
Mei Budel is ä kluges Dier,
Schdets folgsam und gelehrig;
Die Klugheet zwar verdankt er mir,
Ich drasch ihn ganz geherig.
Da neilich gingk'ch zu meiner Freid'
Mit meinem Hund schbazieren,
Als ich, 's war bald Ab'ndbrotzeit,
Schon Hunger dhat verschbieren.
Nach Hause wollt' mer schleinigst gehn,
Da blieb mit eenem Male
Mei Budel vor ä Laden schdehn
Voll Worscht und Raicheraale.
Ich träte ins Geschäft hinein
Und koofe was zu essen;
Mei Budel setzt sich in de Dhier
Un lauert unterdessen.
Da seitwärts in der Dhiere schdeht
Ä Korb mit frischen Hummer;
Lebendig war'n se, groß und schwer,
Drei Pfund so jede Nummer.
Mei Budel guckt in'n Korb hinein,
Betrachtet das Gewühle,
Dreht dann dem Korb den Ricken zu,
Verachtung im Gefühle.
Weil das für ihn ke Futter war,
Da war er ernstlich beese -
M'r fittert och de Budels nich
Mit Hummermajonnaise!
Jedoch, mit emal kam sei Schwanz
So ibern Korb zu hängen,
Da fiehlt so'n großes Hummervieh
Heimdick'scherweis ä Drängen.
Mit seiner Schere klemmt er sich
An'n Schwanz von meinem Keter;
Der bellt, als wär' der Deiwel los
Un heilte Mord und Zeter.
Erscht dreht er sich im Kreise rum,
Als ibt' er sich im Danze,
Dann schdärmte er de Schdraße lang,
Den Hummer an dem Schwanze.
Ich denk' im schdillen: loof nur zu,
Der Hummer soll mir schmecken!
Da stärzt der Koofmann schnell hervor,
Ganz bleich un voller Schrecken.
"Mei scheenster Hummer is mir weg!"
Dent's laut aus seinem Munde.
"Bezahlen Sie ihn auf dem Fleck,
Oder pfeifen Sie Ihrem Hunde!"
Ich sage: "Nee, fällt mir nich ein,
Mir macht das keenen Kummer;
Wenn Sie nicht einverschdanden sein,
Pfeifen Sie doch Ihrem Hummer!"
© Carl Bauermann