Menschen vorüber.
Wilhelm Raabe
Sein Auge auf Vergeltung richten heißt, sich in seinen Taten von andern abhängig machen und nie eigentlich vorwärtskommen.
Rudolf Georg Binding
Selbstgespräche
Was ist ein Leben ohne Liebe?
Ein ödes Daseyn, dumpf und trübe,
Das uns nicht Schmerz, nicht Lust gewährt,
Das kein Gefühl, als Unmuth nährt;
Ein martervolles Nichtbehagen.
An allem, was uns sonst entzückt,
Das, unberechtiget zu Klagen,
Doch jeder Freude Keim erstickt;
Ein kalter Hinblick auf die Scenen
Der allbelebenden Natur,
Ein Mittelding von Scheu und Sehnen
Beym Anblick jeder Kreatur.
Ein dämmernd Licht, das auf die Wonne
Des Lebens Riesenschatten streut,
Und einer künft'gen Glückessonne
Schon zweifelhafte Flecken leiht;
Ein Unkraut, das der Hoffnung Blüthen
Im Herzen nicht gedeihen läßt,
Ein Kaltsinn, der, was Menschen biethen,
Mit harter Stirne von sich stößt.
Der nie von Schönheit hingerissen,
Der nie von Grazien entzueckt,
Bey frechen seelenleeren Küssen
Nie glücklich ist, und nie beglückt;
Ein Zustand, der das Herz entstellet,
Ein weiter Raum, des Grabes Bild,
Den nie ein Strahl des Lichts erhellet,
Und nie ein süßer Traum erfüllt.
Dem Sumpfe gleich, der immer träge,
Von Wind und Wetter nie getrübt,
Aus seinem dichten Schilfgehege
Nur faule Dünste von sich giebt.
Was ist ein liebevolles Leben?
Ein langes Fieber, das zuletzt
Unheilbar wird; ein banges Schweben
In einem schwanken Schiff, das jetzt
Auf ruhigen Gewässern gleitet,
Und Hoffnung an dem Steuer hat,
jetzt, wenn der Sturm das Meer bestreitet,
Herumgeweht wird, wie ein Blatt,
Bald auf ein wüstes Eiland treibet,
Bald nieder in die Flut sich senkt,
Auf Felsenklippen hangen bleibet,
Und dann die Schiffenden ertränkt.
Was soll man also? denn der Leiden
Giebt's wohl auf beyden Wegen viel;
Und echte dornenlose Freuden
Erwarten unser nur am Ziel.
Gabriele von Baumberg
Wilhelm Raabe
Sein Auge auf Vergeltung richten heißt, sich in seinen Taten von andern abhängig machen und nie eigentlich vorwärtskommen.
Rudolf Georg Binding
Selbstgespräche
Was ist ein Leben ohne Liebe?
Ein ödes Daseyn, dumpf und trübe,
Das uns nicht Schmerz, nicht Lust gewährt,
Das kein Gefühl, als Unmuth nährt;
Ein martervolles Nichtbehagen.
An allem, was uns sonst entzückt,
Das, unberechtiget zu Klagen,
Doch jeder Freude Keim erstickt;
Ein kalter Hinblick auf die Scenen
Der allbelebenden Natur,
Ein Mittelding von Scheu und Sehnen
Beym Anblick jeder Kreatur.
Ein dämmernd Licht, das auf die Wonne
Des Lebens Riesenschatten streut,
Und einer künft'gen Glückessonne
Schon zweifelhafte Flecken leiht;
Ein Unkraut, das der Hoffnung Blüthen
Im Herzen nicht gedeihen läßt,
Ein Kaltsinn, der, was Menschen biethen,
Mit harter Stirne von sich stößt.
Der nie von Schönheit hingerissen,
Der nie von Grazien entzueckt,
Bey frechen seelenleeren Küssen
Nie glücklich ist, und nie beglückt;
Ein Zustand, der das Herz entstellet,
Ein weiter Raum, des Grabes Bild,
Den nie ein Strahl des Lichts erhellet,
Und nie ein süßer Traum erfüllt.
Dem Sumpfe gleich, der immer träge,
Von Wind und Wetter nie getrübt,
Aus seinem dichten Schilfgehege
Nur faule Dünste von sich giebt.
Was ist ein liebevolles Leben?
Ein langes Fieber, das zuletzt
Unheilbar wird; ein banges Schweben
In einem schwanken Schiff, das jetzt
Auf ruhigen Gewässern gleitet,
Und Hoffnung an dem Steuer hat,
jetzt, wenn der Sturm das Meer bestreitet,
Herumgeweht wird, wie ein Blatt,
Bald auf ein wüstes Eiland treibet,
Bald nieder in die Flut sich senkt,
Auf Felsenklippen hangen bleibet,
Und dann die Schiffenden ertränkt.
Was soll man also? denn der Leiden
Giebt's wohl auf beyden Wegen viel;
Und echte dornenlose Freuden
Erwarten unser nur am Ziel.
Gabriele von Baumberg